Radionik und unerwartete Wirkungen
von Claudio Romanazzi
Man sagt ja immer, dass man mit Radionik ALLES ‚behandeln‘ kann. Gelehrt und gelernt wird traditionell jedoch die medizinische Anwendung bei Mensch und später auch beim Tier. Alles andere wird von dieser Basis aus – jedenfalls so man eine Ausbildung oder Erfahrung hat – in Eigenregie entwickelt.
Tja, und da beginnen die Schwierigkeiten erst. Es gibt vordergründig mindestens zwei Dinge, die Probleme bereiten können (und sicherlich sind es viele, viele mehr). Die erste Sache ist Überschätzung. Gerade Anfänger neigen in ihrer ersten Begeisterung dazu, Ziele anzugehen, die gegen Naturgesetze stehen. Beispiel: Abnehmen und dabei weiter viel Zucker und Fett konsumieren.
Doch halt! Kann das nicht doch gehen? Die Antwort lautet ja, aber …..
Doch von Anfang an. Was muss man tun, damit man abnimmt? Nun, normalerweise muss man nicht etwa eine Diät oder Hungerkur machen, denn damit erreicht man nur zeitlich begrenzte Ergebnisse. Man muss generell sein Leben verändern, seine Ernährung anpassen, um mit dem Gewicht zu leben, das man für angemessen hält.
„Ok, ok – mag ja alles sein.“, argumentiert jetzt der geneigte Leser, „Doch was hat das jetzt mit Radionik zu tun?“ Meine Antwort darauf: „Sehr viel.“
Der Anfänger wird vielleicht hergehen und seine radionischen Kommandosätze so formulieren:
- Simpel: (einfach) abnehmen
- Klassisch: Eliminiere Körperfett
- Logisch: Reduziere Gewicht (an den richtigen Stellen natürlich)
- Trickreich: Verhindere, dass bei gleicher Diät Fett/Zucker aufgenommen wird
All diese Vorhaben werden nicht funktionieren, wenn alles normal läuft. Warum nicht? Weil sie gegen Naturgesetze verstoßen. Man kann eben nicht abnehmen, wenn man gleichzeitig Handlungen vornimmt, die diesem Vorhaben entgegen stehen. Abnehmen und Fett- und Zuckerzufuhr geht zusammen eben nicht.
Wenn es aber nicht normal läuft? Was kann dann passieren? Nun,
- Simpel: Man nimmt tatsächlich ab.
Kommentar: man weiß nicht warum. Das macht es für mich verdächtig. Die Natur könnte dafür auch einen Bandwurm einsetzen.
- Klassisch: Körperfett wird reduziert.
Kommentar: man weiß nicht warum. Das macht es für mich verdächtig. Der Körper könnte dafür an der Hormonschraube drehen und zum Beispiel den Grundumsatz erhöhen (Schilddrüsenhormon). Das sind Sachen, von denen ich grundsätzlich die Finger lassen würde, denn das kann sehr unerwünschte Nebenwirkungen haben (zum Beispiel Schwitzen, schnellerer Herzschlag usw.)
- Logisch: Das Gewicht wird tatsächlich reduziert.
Kommentar: man weiß nicht warum. Und auch das ist verdächtig. Verfahren – siehe vorigen Punkt.
- Trickreich: Tatsächlich wird irgendwie verhindert, dass Fett/Zucker aufgenommen wird – und zwar so, dass zumindest die zum Leben benötigte Menge doch aufgenommen wird.
Kommentar: Das würde eine sehr ’schlaue‘ Körperintelligenz voraussetzen. Klar, sie weiß, was der Körper zum guten Leben braucht, wird jedoch durch das, was oben durch den Mund gegessen wird, unten im Bauch verwirrt. Normalerweise sind die Gewebe dort ‚dumm‘, d.h. sie nehmen das, was kommt und verarbeiten es. Kommt viel Zucker, wird eben viel Zucker verarbeitet. Mit anderen Worten, das radionische Kommando müsste sicher stellen, dass mindestens die geforderten Mengen aufgenommen, die überflüssigen jedoch ‚zurück gewiesen‘ werden. Allein schon aus Überlegungen, welche die Darmflora betreffen (sie passt sich dem Speisebrei an), halte ich das für ausgeschlossen.
Der gebildete Radioniker würde eher hergehen und die Ursachen ermitteln, diese bearbeiten – so das überhaupt möglich ist – und damit bereits die Grundlage für ein ‚abgenommeneres‘ Leben legen.
Das zweite Problem ist oder könnte sein, dass wegen zu geringer Präzision der radionischen Formulierung unerwartete Phänomene auftauchen. In den Kommentaren auf einen älteren Blogbeitrag (http://www.radionik.info/blog-allgemein/radionische-verstaerkung.php) schrieb eine Kollegin beispielsweise, dass sie mittels Radionik ein neuwertiges Auto für Ihren Sohn unterstützte. Was passierte? Nun, es folgte ein Unfall nach dem anderen, die zur Folge hatten, dass das Auto des Sohnes immer mehr neue Teile bekam. Das war natürlich so nicht gewollt und die Kollegin stellte die radionische Projektion daraufhin schleunigst ein.
Was war geschehen. Eine unbeabsichtigte Interpretation des Wunsches wurde umgesetzt. Daher: Immer sehr präzise formulieren, was erreicht werden soll. Dabei darauf achten, dass sich keine Ungenauigkeiten einschleichen und damit den Wunsch in eine ungewollte Richtung lenken. Hier ist eine Abfrage der Formulierung – zum Beispiel per Pendel – angebracht, so dass man sicher sein kann dort zu landen, wo man auch hin will.
Ungenaue Formulierungen können und werden auch aus Unkenntnis tatsächlicher Gegebenheiten eingesetzt. Ich könnte ganze Romane darüber schreiben. Hier einpaar Beispiele:
- Eliminiere Schlafprobleme
Kommentar: jedes Schlafproblem hat natürlich Ursachen. Diese zu ignorieren führt zu mehr Stress und damit in eine Abwärtsspirale.
- Gib Bachblüte XYZ
Kommentar: ein sehr beliebtes Verfahren zur (angeblichen) Aufhebung von seelisch/psychologischem Stress. Nur, werden diese Blüten meist ohne Sinn und Verstand eingesetzt – ich meine damit, dass Laien oftmals aus einer Liste auswählen, die nur wenige Stichworte zur Blüte enthält und damit die Auswahl auf keinen Fall kompetent begleitet.
- Eliminiere Schädling XYZ (im Garten)
Kommentar: Das ist ganz was Tolles. Schädling XYZ hat ja eine Funktion, ist sozusagen ein Anzeiger eines Zustands, den die Natur extra für diesen Zweck an diesen Ort stellt. Eliminiert man ihn, so kann das Tierchen seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen und die Natur muss sich etwas einfallen lassen (meist etwas Schlimmeres). Beispiel: ‚Eliminiere Nacktschnecken‘. Nacktschnecken haben die Aufgabe, Fäulnis zu fressen. Unterbindet man das, indem man die Nacktschnecken auf irgend eine Weise entfernt, so nimmt die Fäulnis überhand und es entsteht viel schlechterer Boden mit unerwünschten Mikrolebewesen, welche für Pflanzen wenig gesund sind.
Dabei will ich es belassen. Es fällt auf, dass radionische Kommandos dieser Art immer eine sozusagen schulmedizinische, sprich symptomenbezogene Haltung repräsentieren. Es wird nicht auf die Ursache(n) eingegangen, sondern fleißig auf Symptome ‚eingeklopft‘.
Wie wir an unserer Vorgängerin Dr. Ruth Drown (eine der berühmten amerikanischen Radionikerinnen aus den 1940ern), die eine stramme Schulmedizinierin war, sehen können, funktioniert Radionik auch auf diesem Gebiet – aber eben nicht nachhaltig. Mit solch einer Haltung wissen wir nichts über die Folgen unseres Tuns und haben so auch keine Kontrolle über Nachhaltigkeit und effektivem Nutzen. Ich würde mir wünschen, dass Radionik immer so angewandt wird, dass zuerst die Ursachen in den Fokus kommen. Alles Weitere ergibt sich von selbst.
Andererseits hat man ‚auch schon Pferde kotzen gesehen‘ – so das Sprichwort und ich weiß zum Beispiel von einem Fall von Leistenbruch – von dem die Schulmedizin sagt, das er nicht von alleine heilen kann –, bei dem sich der Körper der Person durch Radionik veranlasst sah einen Fettpfropfen auf die Öffnung zu setzen. Die operierenden Chirurgen hatten so etwas noch nie gesehen. Der behandelnde Radioniker hatte auch nur symptomatisch projiziert.
Damit ergeben sich zwei Stränge für effektive Radionik:
- Ursachenbasierte Radionik, die sich zunächst um die Ursachen kümmert (mein Favorit) und dann erwartet, dass die Symptome in sich zusammen fallen.
- ‚Unschuldige‘ Radionik, der es egal ist, woher was kommt und auch die Symptome egal sind.
Beide Versionen funktionieren, können aber auch unerwartete Wirkungen haben. Ich bin gespannt, was für Beispiele von anderen Radioniker(inne)n in den Kommentaren dazu aufgeführt wird.